
Mit großer Trauer, aber auch in tiefer Dankbarkeit, nehmen wir Abschied von Richard Schelle, der am 3. September 2025 heimgegangen ist. Er war über Jahrzehnte eine prägende Gestalt des Evangelischen Jugendwerks (EJW) und hat die Jugendarbeit im Bezirk Marbach wie kaum ein anderer geprägt.
Richard Schelle wurde 1972 – noch jung verheiratet mit seiner Frau Sigrid – in die Verantwortung des Evangelischen Jungmännerwerks hineingerufen. „Da wächst du hinein“, ermutigte ihn damals Jugendwart Hartmut Renz. Und Richard wuchs hinein: als Bezirksmann für die Jungenschaftsarbeit, als Bauherr, als Gestalter und nicht zuletzt als Seelsorger für unzählige Kinder und Jugendliche. 1974 wurde er zum ersten Vorsitzenden des neu gegründeten Evangelischen Jugendwerks Bezirk Marbach gewählt – ein Amt, das er bis 1991 innehatte.
Gestalter der Fusion und der Freizeitarbeit
Sein Wirken fiel in eine Zeit der Umbrüche: 1974 fusionierten das Evangelische Mädchenwerk und das Evangelische Jungmännerwerk zum Evangelischen Jugendwerk Marbach. Mit Geschick, Geduld und geistlicher Klarheit führte Richard Schelle diesen Zusammenschluss und setzte damit die Grundlage für die moderne Jugendarbeit im Bezirk.
Besonders lag ihm die Freizeitarbeit am Herzen. 1974 leitete er erstmals ein Jungscharlager am Metzisweiler Weiher, es wurde das berühmte „Schlammlager“. Was klein begann, wuchs durch seine Energie zu einer tragenden Säule des Jugendwerks: Eigene Zeltlagerplätze, der Aufbau von Hütten, Freizeiten für Kinder, Jugendliche und Familien. Unter seiner Leitung entstand eine Freizeitarbeit, die über Generationen hinweg tausenden jungen Menschen Heimat, Gemeinschaft und Glaubensprägung schenkte.
Richard war nicht nur ein umsichtiger Organisator, sondern auch ein Visionär mit großem Weitblick. Mit Beharrlichkeit setzte er sich dafür ein, dass das Jugendwerk eigene Zeltausrüstung erhielt, verhandelte unermüdlich mit Bauern, Behörden und Bürgermeistern und kämpfte für Lagerplätze und Hütten. In einer Nacht des Ringens hörte er Gottes Zuspruch: „Kauft den Platz.“ Dieser Moment wurde wegweisend – und so ging der Lagerplatz am Metzis schließlich in den Besitz des Bezirks über.
Seine Weitsicht zeigte sich auch in der Gründung des Fördervereins, den er über viele Jahre als erster Vorsitzender leitete, um die Verantwortung für die Zeltplätze auf breitere Schultern zu stellen. Ebenso unterstützte er die Entstehung der EJW-Stiftung. Hier brachte er sich als Beisitzer ein.
Herz für Menschen
Wer Richard kannte, weiß: Er war mit Leib und Seele Jugendarbeiter. Er konnte zupacken, organisieren, ermutigen, aber auch trösten. Für die Kinder war er der verlässliche „Lagerleiter“, für die Mitarbeitenden ein väterlicher Begleiter, für den Bezirk ein Fels in unruhiger Zeit. Mit seiner Frau Sigrid, die jahrzehntelang die Küchenleitung am Metzis prägte, bildete er ein starkes Team. Gemeinsam investierten sie Zeit, Kraft und Herzblut – und legten Spuren, die bis heute tragen.
Dankbarkeit und Vermächtnis
Das Evangelische Jugendwerk Bezirk Marbach, der CVJM und unzählige Weggefährten verdanken Richard Schelle unschätzbar viel. Sein Glaube, sein Mut, sein Organisationstalent und seine Treue haben Spuren hinterlassen – in Gebäuden und Plätzen, vor allem aber in Herzen.
„Was klein begann, wurde zum Segen für die Ewigkeit“, schrieb seine Frau Sigrid einmal über die Lagerarbeit. Dieses Wort gilt auch für Richard selbst. Sein Einsatz hat Früchte getragen, die weit über sein Leben hinausreichen.
Wir trauern um Richard Schelle, doch wir wissen ihn geborgen bei dem Herrn, dem er sein Leben lang vertraut hat. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Sigrid, seinen Kindern und Enkelkindern. In tiefer Dankbarkeit bewahren wir sein Andenken.
„Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ (Hiob 19,25)
Nun darf Richard schauen, was er geglaubt hat.
